Netzfrequenz zum WM-Finale

Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 war nicht nur aus sportlicher Hinsicht spannend. Auch aus Sicht der Energieversorgung war dieser 13. Juli 2014 ein interessanter Tag. Wie schon zum ersten Spiel der deutschen Mannschaft soll deswegen ein Blick auf die Netzfrequenz geworfen werden.

Die Netzfrequenz zum WM-Finale

Netzfrequenz zum WM-Finale am 13. Juli 2014 (Deutschland - Argentinien)

Netzfrequenz zum WM-Finale am 13. Juli 2014 (Deutschland – Argentinien) mit Vergleich zur Vorwoche (eigene Daten/Darstellung)

Das Bild zeigt die Netzfrequenz vor, während und nach dem Fußballspiel. Zum Vergleich die Netzfrequenz des Sonntages der Vorwoche.

Vor dem Spiel

Vor dem Spiel sind keine Auffälligkeiten der Netzfrequenz zu erkennen, die leichten Schwankungen sind absolut normal und verhalten sich genau wie in der Vorwoche.

Anpfiff

Zum Anpfiff um 21:00 Uhr gibt es noch keine Auffälligkeiten. Zu der jetzigen Jahreszeit gibt es auch um 21:00 Uhr keine starken Schwankungen aufgrund des Stromhandels. Guckt man genau auf die Kurve, stellt man zwar fest, dass die Frequenz im Gegensatz zur Vorwoche kurzzeit eher steigt als fällt, aber das ist nicht als Besonderheit anzusehen.

15 Minuten gespielt

Interessant wird es erst um 21:15 Uhr, nachdem das Spiel seit einer Viertelstunde läuft. Ich muss gestehen, dass ich keine Idee habe, warum die Frequenz in der Vorwoche plötzlich so abgesackt ist und in dieser Woche plötzlich so steigt.

Halbzeitpause

Hier ist am Anfang der Pause deutlich der Einfluss des Fußballspiels zu erkennen. Derartige Frequenzsprünge werden nur durch besondere Ereignisse (oder den Stundenhandel) verursacht. Der Stromverbrauch steigt stark an, weil jeder vom Fernseher aufspringt, Licht in der Toilette/im Kühlschrank anmacht, Pizza wieder aufwärmt und was man sonst noch so in Pausen macht. 😉
Das Absacken der Frequenz zum Ende der Pause ist aber wieder durch den Stundenhandel begründet.

Zweite Halbzeit

Während der zweiten Halbzeit gibt es keine Auffälligkeiten. Die Netzfrequenz hat einen ähnlichen Verlauf wie in der Vorwoche.

Ende der regulären Spielzeit

Zum Ende der regulären Spielzeit gibt es wieder einen starken Abfall der Frequenz zu beobachten, der mit dem Spiel zu begründen ist. Auch hier steigt der Stromverbrauch wie schon in der Halbzeitpause kurzzeitig stark an und sinkt zum Ende der Pause wieder.

Verlängerung

Zu Beginn der Verlängerung könnte man meinen, dass hier ein besonders großer Abfall der Netzfrequenz stattfindet. Das passiert auch, aber der Grund ist hier der Stundenhandel. Zu der jetzigen Jahreszeit macht sich der Stundenhandel um 23:00 Uhr immer sehr stark bemerkbar, wie auch an dem Frequenzverlauf der Vorwoche zu erkennen ist.

Spielende

Wieder sackt die Frequenz kurz ab. Und auch hier ist der Grund ein kurzzeitig höherer Stromverbrauch, weil jeder vom Fernseher aufspringt und kurz ein paar andere Sachen erledigt.

Netzlast am Finaltag

Durch das Finale verhält sich ganz Deutschland an diesem Tag sicherlich völlig anders als an einem anderen Sonntag. Das dürfte eine große Herausforderung für die Stromversorger sein. Viele Fernseher laufen sicherlich auch an einem „normalen“ Sonntagabend, aber zum Finale werden sicherlich viele andere Aktivitäten eingestellt, die es sonst noch gibt. Und auch der Zeitpunkt des Essen kochens dürfte sich verschieben.
Die Herausforderung für die Stromversorger (bzw. hier eher der Bilanzkreisverantwortlichen) ist die Planung eines solchen Tages. Das folgende Bild zeigt die Netzlast am Finaltag und den Sonntag der Vorwoche. Zusätzlich ist noch die Planung eingezeichnet.

Netzlast am 13. Juli 2014 (WM-Finaltag)

Netzlast am 13. Juli 2014 (WM-Finaltag, Total Load Deutschland) (Daten von entsoe.net, eigene Darstellung)

Die Planung für den Finaltag entspricht der Netzlast der Vorwoche. Das Verhalten der deutschen Bevölkerung aber nicht. Bereits ab 18:00 Uhr, also schon 3 Stunden vor Anpfiff sinkt der Verbrauch. Eine Erklärung könnte sein, dass viele schon rechtzeitig andere Aktivitäten wie Wäsche waschen, Staubsaugen und so weiter eingestellt und sich auf das Spiel vorbereitet haben.

Ausgleich der „Fehlplanung“ durch Regelleistung

Ist der Verbrauch anders als prognostiziert, muss Regelleistung eingesetzt werden um die Netzfrequenz auf ihrem Sollwert zu halten. Das ist ein normaler Vorgang, 100%ig genau können diese Prognosen nicht sein. Deswegen sehe ich die Abweichung hier auch nicht als Fehlplanung an und habe das Wort in der Überschrift in Anführungszeichen gesetzt.

Eingesetzte Regelleistung während des WM-Finales.

Eingesetzte Regelleistung während des WM-Finales (Regelzonensaldo deutscher Netzregelverbund) (Daten von regelleistung.net, eigene Darstellung)

Da am Abend des WM-Finales weniger Strom verbraucht wurde als prognostiziert, wurde wie erwartet negative Regelleistung eingesetzt, um den Überschuss an geplanter/erzeugter Energie zu kompensieren.

Netzfrequenzvergleiche verschiedener Tage

Um Besonderheiten im Verlauf der Netzfrquenz zu finden, vergleiche ich häufig verschiedene Tage miteinander. Aber ist das überhaupt korrekt und aussagefähig? Mit dem folgenden Bild möchte ich kurz darstellen, warum dieser Vergleich plausibel ist:

Durchschnittliche Netzfrequenz vom 06. Juli 2014 bis 12. Juli 2014

Durchschnittliche Netzfrequenz vom 06. – 12. Juli 2014 (eigene Daten/Darstellung)

Das Bild zeigt die durchschnittliche Netzfrequenz vom 06. bis zum 12. Juli 2014 und die jeweiligen Minimal- und Maximalwerte. Es ist zu erkennen, dass der Verlauf durchaus zu vergleichen ist. Lediglich die Höhe („der Offset“) variiert. Die „Richtung“ der Frequenz ist aber immer ungefähr gleich und auch der Einfluss des Stundenhandels ist deutlich zu erkennen.