„Earth Hour“ und die Netzfrequenz

Bei der am 23. März 2013 stattgefundenen „Earth Hour“ sollten die Menschen in der Zeit vom 20:30 Uhr bis 21:30 Uhr sämtliche Lichter ausschalten, um damit ein globales Zeichen für den Schutz unseres Planeten zu setzen. Dieses plötzliche Ausschalten vieler Stromverbraucher könnte Auswirkungen auf die Energieversorgung haben. Kritiker sprechen sogar von der Gefahr eines möglichen Zusammenbruchs der Versorgungsnetze (z.B. Telepolis – Blackout als Folge der Aktion „Licht aus“ am Samstag? (2007) ).

 

Verlauf der Netzfrequenz während der "Earth Hour" am 23.03.2013

Verlauf der Netzfrequenz während der „Earth Hour“ am 23.03.2013

Stromerzeugung und Stromverbrauch müssen ständig im Gleichgewicht gehalten werden. Wird mehr Strom erzeugt als verbraucht, so steigt die Netzfrequenz. Wird zu wenig Strom erzeugt, dann sinkt die Netzfrequenz. Da bei einem gleichzeitigen Abschalten vieler Verbraucher der Verbrauch schlagartig sinkt, steigt gleichzeitig die Netzfrequenz an. Dieses wird aber durch den Einsatz von (Primär-)Regelleistung schnell wieder ausgeglichen.

Der Frequenzverlauf zeigt während der „Earth Hour“ keine Besonderheiten. Die Netzfrequenz steigt um 20:30 Uhr nicht an. Es ist sogar ein Abfall der Netzfrequenz um ca. 40mHz zu beobachten. Dieser Abfall hat allerdings nichts mit der Aktion zu tun, sondern er tritt auch an anderen Tagen auf wie an dem folgenden Bild des vorherigen Samstages zu erkennen ist.

 

Verlauf der Netzfrequenz eine Woche vor der "Earth Hour"

Verlauf der Netzfrequenz eine Woche vor der „Earth Hour“

 

Auch hier fällt die Netzfrequenz um 20:30 Uhr um ca. 40mHz ab. Die jeweiligen Frequenzabfälle um 21:00 Uhr sind allerdings viel deutlicher. Dieses hängt mit den an der Strombörse gehandelten Stundenblöcken zusammen und wurde hier bereits angesprochen.

Um die Schwankungen auszugleichen und die Netzfrequenz auf ihrem Sollwert von 50Hz zu halten, wird Regelenergie eingesetzt. Ob und wie stark dieser Einsatz am 23. März notwendig war, lässt sich nicht anhand der Netzfrequenz ablesen. Es lässt sich auch anderweitig nicht nachvollziehen, ob und wieviel Primärregelleistung eingesetzt wurde. Ein Blick auf die Sekundärregelleistung, welche die Primäre nach kurzer Zeit ablöst, zeigt auch keine Besonderheiten (siehe regelleistung.net – Daten zur Regelenergie). Zwischen 20:30 Uhr und 20:45 Uhr wurden ca. 1350MW negative Regelleistung eingesetzt um ein „zu viel“ an Strom in den Netzen auszugleichen. Eine Woche zuvor, am 16. März, wurden aber sogar über 2000MW negative Regelleistung eingesetzt. Dieser Einsatz von negativer Regelenergie in den Abendstunden ist normal und hängt mit dem Handel an der Strombörse und nicht mit dem Abschalten von Lampen im Rahmen der „Earth Hour“ zusammen.

 

2 Gedanken zu „„Earth Hour“ und die Netzfrequenz

  1. Pingback: Die Netzzeit – Wenn 50 Hz aus dem Takt gerät… via blog.stromhaltig.de

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